Montag, 6. April 2009

An insight into human cells

"TopoScan", an all-in-one system that is being presented at HANNOVER MESSE 2009 by the Fraunhofer Institute for Applied Information Technology (FIT) from Sankt Augustin, allows users to experience a journey of discovery into human cells. The device, which is used for scanning tissues and pathological sections, delivers extremely high optical resolution and enables spot measurements with exceptional sensitivity.

In contrast to conventional laser scanning microscopes, "TopoScan" looks directly into the cells and enables high-precision measurement of individual molecules. The laser can also trigger fluorescence events that provide in-depth information on the morphology and structure of the sample. The reflected light is pieced together to form images of the sample that - using intelligent, learning software - can be analyzed far more effectively than with conventional devices.

Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT
Schloss Birlinghoven
53754 Sankt Augustin
Germany
Tel.: +49 2241 - 14-2808
Fax: +49 2241 - 14-2080
www.fit.fraunhofer.de
Contact at HANNOVER MESSE 2009:
Dr. Harald Matthies
Hall 2, Stand D12 (tech transfer -Gateway2Innovation pavilion)

Montag, 23. März 2009

Risikogene für den plötzlichen Herztod

Mindestens zehn Gene beeinflussen die Länge des QT-Intervalls im Elektrokardiogramm (EKG) und damit das Risiko auf einen plötzlichen Herztod. Dies ergaben zwei genomweite Assoziationsstudien in Nature Genetics (2009; doi: 10.1038/ng.362 und ng.364).

Es ist bekannt, dass Verlängerungen oder auch Verkürzungen des QT-Intervals im EKG das Risiko auf ventrikuläre Arrhythmien und einen plötzlichen Herztod deutlich erhöhen. Bekannt war auch, dass die Variationen im QT-Interval teilweise genetisch bedingt sind. Es lag deshalb nahe, in genomweiten Assoziationsstudien nach den verantwortlichen Genvarianten zu suchen.

Auf diese Weise war die amerikanisch-deutsche Arbeitsgruppe um Aravinda Chakravarti, damals noch an der Johns Hopkins Universität Baltimore, heute an Universität von Michigan in Ann Arbor, und Arne Pfeufer vom Helmholtz Zentrum in München bereits vor drei Jahren (Nature Genetics 2006; 38: 644-651) auf eine Variante im Gen „NOS1AP“ gestoßen, welche die Repolarisierung im Erregungsleitungssystem des Herzens beeinflusst. „NOS1AP“ erklärt jedoch nur etwa 1,5 Prozent der Unterschiede im QT-Interval, sodass es weitere Genvarianten geben muss.

Im Rahmen ihres Forschungskonsortiums „QTSCD“ haben Chakravarti und Pfeufer deshalb die EKGs und die Genomdaten von 15.000 Personen aus Deutschland, Italien und den USA verglichen, was zur Entdeckung von neun weiteren Genvarianten geführt hat. Vier liegen in der Nähe der Auslöser eines bekannten monogenen long-QT-Syndroms, was einen biologischen Zusammenhang sehr wahrscheinlich macht, zwei weitere befinden sich in der Nähe von Genen, welche die Elektrophysiologie des Herzens beeinflussen, sodass sie ebenfalls keine Zufallstreffer sein dürften. Nur bei den restlichen drei Genen können die Forscher derzeit die pathophysiologischen Zusammenhänge noch nicht erklären.

Die Validität der Studienergebnisse wird dadurch gesteigert, dass ein zweites Wissenschaftskonsortium, das QTGEN, zu nahezu identischen Resultaten gelangt ist. In weiteren Studien wollen die Forscher nun untersuchen, welche Auswirkungen ein positives Testergebnis für den einzelnen Patienten hat.

Gentests könnten auch für die Arzneimitteltherapie interessant sein, da eine Reihe von Medikamenten den QT-Intervall verlängern. Genetische Untersuchungen könnten hier künftig klären, welche Patienten ein Arzneimittel gefahrlos einnehmen können und bei welchen es kontraindiziert wäre.

© rme/aerzteblatt.de

Donnerstag, 19. Februar 2009

Sima zu Gentechnik: Kampf bis zum Europäischen Gerichtshof!

Gemeinsame Kraftanstrengung gegen Aufhebung der Anbauverbote

Bis zum Europäischen Gerichtshof muss laut Umweltstadträtin Ulli Sima der österreichische Kampf gegen die Aufhebung des heimischen für die gentechnisch veränderten Maissorten MON-810 und T 25 gehen. Sie spricht sich für eine gemeinsame Kraftanstrengung gegen den Vormarsch der Gentechnik angesichts der Abstimmungen beim nächsten EU-Landwirtschaftsministerrat aus.

"Österreich hat so viele Jahre erfolgreich die heimische Landwirtschaft gentechnikfrei gehalten und dem Wunsch der Konsumenten und Bauern entsprochen, das muss auch weiter so bleiben. Die Debatte auf EU-Ebene geht in die völlig falsche Richtung", so Sima am Mittwoch. Die Vorgangsweise auf EU-Ebene sei auch demokratiepolitisch mehr als bedenklich:

"Es gab bereits unzählige Abstimmungen in Causa Gentechnik-Verbote, immer konnte sich Österreich bisher mit seinen Verboten durchsetzen. Die EU-Kommission will offensichtlich so lange abstimmen, bis ihr das Ergebnis genehm ist", kritisiert Sima und bietet Umweltminister Nikolaus Berlakovich und Gesundheitsminister Alois Stöger volle Unterstützung in dieser so zentralen Frage der Anbauverbote an.

Die heimischen Anbauverbote der gentechnisch veränderten Sorten MON-810 und T 25 müssen unbedingt aufrechterhalten werden, sie wurden aus wissenschaftlich fundierten Gründen verhängt.

"Österreich hatte all die Jahre starke Verbündete auf EU-Ebene, gemeinsam konnte man den Vormarsch der Gentech-Lobby hintanhalten. Die EU-Kommission stellt sich gegen die Mehrheit der europäischen Konsumenten und Konsumentinnen", kritisiert Sima.

Wien hat indes vorgebaut und schützt die Landwirtschaft vor der Gentechnik durch eine Doppelstrategie: Zum einen mit dem Wiener Gentechnik-Vorsorgegesetz, zum anderen mit der Plattform "Freiwillig ohne Gentechnik", bei der Stadt Wien, Landwirtschaftskammer und LGV eng kooperieren.


-apa, ots

Regierung verschlief Einführung grüner Gentechnik!

FPÖ fordert mehr Sicherheit für Konsumenten

"Die Regierung und insbesondere die Landwirtschafts-und Gesundheitsminister haben die stille und heimliche Einführung der grünen Gentechnik verschlafen. Während die Regierung diskutiert und Studien ankündigt, schafft die EU bereits Realitäten", sagte heute der FPÖ-NAbg Gerhard Deimek, Mitglied des parlamentarischen Landwirtschafsausschusses.

"Langzeitstudien zu den Auswirkungen der grünen Gentechnik wurden erst vor kurzem in Auftrag gegeben. Des Weiteren werden Gutachten meist bei Firmen in Auftrag gegeben, welche der grünen Gentechnik positiv gegenüberstehen.

Zuerst sind die Importverbote gefallen, 600.000 Tonnen genveränderter Soja werden jährlich als Futtermittel importiert. Jetzt wird das Anbauverbot fallen und unsere Regierung nimmt das in ihrer EU-Hörigkeit einfach zur Kenntnis", so der Abgeordnete weiter.

"Die FPÖ fordert mehr Sicherheit für die Konsumenten ein, die nicht mehr gewährleistet ist." Man stehe einer unverschämten Machtpolitik der EU und der Konzerne gegenüber, die Bundesregierung sei dabei offensichtlich völlig hilflos.

"Mit dem Vertrag von Lissabon wird diese Entwicklung nicht besser und hier beginnt der Gesinnungsslalom der Grünen, welche mit einem "kritischen Ja" für den Lissabonvertrag auftreten, aber gleichzeitig behaupten, gegen die grüne Gentechnik zu Felde zu ziehen. Das paßt nicht zusammen!" schloss Deimek.

-apa, ots -

Mittwoch, 18. Februar 2009

Verbot von Genmais ?

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat den Anbau von Genpflanzen in Deutschland infrage gestellt. Sie werde ein Anbauverbot für den einzigen derzeit in Deutschland zugelassenen gentechnisch veränderten Mais prüfen, kündigte sie in der „Berliner Zeitung“ vom Donnerstag an. Umweltschutzorganisationen begrüßten den Vorstoß Aigners, Kritik erntete sie aus Reihen der Schwesterpartei CDU.

„Die grüne Gentechnik bringt dem Menschen hierzulande bisher keinen erkennbaren Nutzen“, sagte Aigner der „Berliner Zeitung“. Zudem lehnten die Verbraucher genveränderte Pflanzen ab, und auch die Landwirte wollten diese nicht. Konkret geht es der Landwirtschaftsministerin bei ihrem Vorhaben um die genveränderte Maissorte MON-810 des US-Herstellers Monsanto.

Die Ministerin kündigte an, die Zulassung für die Maissorte noch einmal zu überprüfen und zu widerrufen, falls sich herausstellen sollte, dass der Hersteller gegen bestimmte Überwachungsauflagen verstoßen hat. „Ich werde jetzt überprüfen, ob diese Monitoringauflagen eingehalten werden. Wenn nicht, dann werde ich handeln.“

Nach Angaben des für die Zulassung von Saatgut zuständigen Bundessortenamtes würde ein Verbot von MON-810 bedeuten, dass in Deutschland keinerlei gentechnisch veränderte Pflanzen mehr frei angebaut werden dürfen. Der Anbau von Genpflanzen könne dann ausschließlich noch unter Laborbedingungen stattfinden, sagte ein Sprecher der Behörde.

Aigner will es einzelnen Bundesländern und Regionen zudem ermöglichen, sich zu komplett gentechnikfreien Zonen zu erklären. Zwar gebe es europarechtlich dafür kaum Spielräume, sagte die Ministerin. Derzeit suche ihr Ministerium aber „fieberhaft nach einer Lösung“. Die Ministerin verlangte außerdem mehr Sensibilität bei der Genehmigung von Freilandversuchen.

Der Naturschutzbund (NABU) wertete den Vorstoß Aigner als „erfreulichen Kurswechsel im Landwirtschaftsministerium“. Ein Verbot von MON-810 sei „überfällig und wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, sagte NABU-Chef Olaf Tschimpke.

Kritik an Eigners Vorstoß übte Unionsfraktionsvize Katherina Reiche. Alle wissenschaftlichen Daten und die bisher gesammelten Erfahrungen beim Umgang mit Genpflanzen ließen den Schluss zu, dass die sogenannte grüne Gentechnik 2als sichere und beherrschbare Hochtechnologie bezeichnet werden kann“.

Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen könnten den Einsatz von Pflanzenbehandlungs- und Düngemitteln reduzieren, die Qualität der Produkte verbessern sowie die Belastung der Produktionsflächen verringern. Zudem könnten sie einen wichtigen Beitrag zum weltweiten Kampf gegen den Hunger leisten.

© afp/www.aerzteblatt.de

Dienstag, 17. Februar 2009

Gentherapie gegen HIV prinzipiell möglich

Eine Gentherapie kann CD4-Zellen vor einem Angriff durch das HI-Virus schützen und das Immunsystem stabilisieren. Die Wirkung waren in einer randomisierten klinischen Studie (Nature Medicine 2009; doi:10.1038/nm.1932) jedoch (noch) viel zu schwach für eine breitere klinische Anwendung zum derzeitigen Zeitpunkt.

Für die Gentherapie wurde den 74 HIV-infizierten Teilnehmern der Studie zunächst Knochenmark entnommen. Daraus isolierten die Forscher jene CD34-positiven Zellen, die als Stammzellen Vorläufer der CD4-Zellen sind. Die CD34-Zellen wurden dann im Labor – mit Hilfe eines Virus – bei einem Teil der Teilnehmer mit einem zusätzlichen Gen versehen. Bei den anderen Teilnehmern erfolgte eine Scheinbehandlung.

Das therapeutische Gen enthält die genetische Information für das Ribozym OZ1. Ribozyme sind molekulare Scheren, die bestimmte Gene zerschneiden und dadurch inaktivieren. In diesem Fall zerstörte OZ1 das tat-Gen des HIV-Virus, das für die Virusreplikation in den CD4-Zellen benötigt wird.

Nach der Gentherapie (oder der Scheinbehandlung) wurden die CD34-Zellen den HIV-Infizierten wieder infundiert. Dies geschieht in der Hoffnung, dass die aus ihnen entstehenden CD4-Zellen widerstandsfähig gegen HIV sind und die Integrität des Immunsystems erhalten bleibt.

Dies scheint jetzt in der ersten randomisierten Studie geglückt zu sein – wenn auch mit erheblichen Abstrichen. In den ersten Monaten hatte die Gentherapie keine Auswirkungen auf den Verlauf der HIV-Therapie, wie Ronald Mitsuyasu vom Aids Institute der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) und Mitarbeiter berichten.

Die Konzentration der HI-Viren im Blut waren – gemessen an einer temporären Unterbrechung der antiretroviralen Therapie – nicht niedriger als im Placebo-Arm der Studie. Erst ab der 40. Woche zeichnete sich eine signifikante Abnahme der Viruslast ab.

Die Zahl der CD4-Zellen war im Gentherapie-Arm jedoch während der gesamten 100 Wochen der Studie höher als im Placebo-Arm (gegen Ende soll es dann zu einem Absinken der CD4-Zellen gekommen sein). Die Verträglichkeit wird als gut beschrieben. Spezifische Nebenwirkungen der Gentherapie will die Gruppe um Mitsuyasu nicht beobachtet haben.

Die Ergebnisse dürften deshalb vorerst nur Ausgangspunkt für weitere Experimente sein. Für eine klinische Anwendung waren die Effekte viel zu gering. Ein Ersatz für die dauerhafte antiretrovirale Therapie stellt die Gentherapie nicht dar.

Die Forschung dürfte in Richtung einer Kombination der Gentherapie mit einer Knochenmarksablation gehen, was allerdings riskant ist und deshalb ethisch sehr fragwürdig, solange die Patienten auch mit antiretroviralen Medikamenten zu befriedigenden Therapieergebnissen kommen.

Dass eine Stammzelltherapie die HIV-Infektion heilen kann, hatten Gero Hütter von der Berliner Charité – wenn auch in einer anderen Konstellation – kürzlich in einem spektakulären Einzelfall zeigen können. Ein 40-jähriger HIV-Patient hatte aufgrund einer rezidivierenden akuten myeloischen Leukämie eine allogene Stammzelltherapie erhalten.

Zufälligerweise war der Spender Träger einer Mutation im CCR5-Gen, das die CD4-Zellen resistent gegen eine HIV-Infektion macht. Der Patient ist seit nunmehr 20 Monaten virusfrei und damit aller Voraussicht nach von seiner HIV-Infektion geheilt (NEJM 2009; 360: 692-698).

Wegen der erheblichen Risiken kommt diese Stammzelltherapie derzeit nicht infrage. Sie dürfte jedoch Ausgangspunkt für weitere Experimente sein, wie Jay Levy von der Universität von Südkalifornien in San Francisco in einem Editorial ausführt (NEJM 2009; 360: 724-725).

© rme/www.aerzteblatt.de

Gendiagnostikgesetz droht zu scheitern

Die Große Koalition streitet über das Gesetz zur Gendiagnostik.

Die Düsseldorfer „Rheinische Post“ vom Samstag berichtet, Union und SPD seien uneins darüber, ob Gentests an Kindern im Mutterleib erlaubt sein sollen, die Aufschluss über Krankheitsrisiken im späteren Leben geben.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Carola Reimann, sagte dem Blatt: „Ich hoffe, dass die Union nicht darauf besteht, die Untersuchungen zu möglichen später ausbrechenden Krankheiten zu verbieten und damit das ganze Gesetzespaket zu gefährden.“

Der Ethik-Experte der Unions-Bundestagsfraktion, Hubert Hüppe (CDU), sagte hingegen, es könne nicht sein, dass die SPD das Gesetz scheitern lasse, weil sie unbedingt vorgeburtliche Diagnostik auf mögliche Krankheiten wie Alzheimer zulassen wolle.

Der Gesetzesentwurf zur Gendiagnostik war im August 2008 vom Kabinett verabschiedet worden. Das Gesetz soll umfassend den Umgang mit Untersuchungen am menschlichen Erbgut regeln und sollte noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden.

© ddp/www.aerzteblatt.de


Gesetzentwurf der Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz - GenDG), BT-Drucksache 16/10532, 13.10.2008

Samstag, 14. Februar 2009

Gene aller 99 Rhinoviren entziffert

US-Forscher haben die Gensequenz aller 99 bekannten Rhinoviren entschlüsselt, den häufigsten Erregern gewöhnlicher Erkältungserkrankungen. Ihre Publikation in Science (2009; doi: 10.1126/science.1165557) stellt ein äußerst mutationsfreudiges Virus vor, was aber keine guten Voraussetzungen für die Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen schafft.

Humane Rhinoviren (HRV) gehören zur Familie der Picornaviridae. Sie sind keineswegs nur für banale Erkältungen mit laufender Nase (Rhinitis) verantwortlich. Rhinoviren können auch Infektionen der tieferen Atemwege auslösen oder einen Asthmaanfall oder die Exazerbation einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) triggern.

Es war bekannt, dass Rhinoviren eine genetisch sehr heterogene Gruppe bilden, weshalb sich die Gruppe um Stephen Liggett von der Universität von Maryland entschloss, das Genom sämtlicher 99 bekannter Serotypen zu sequenzieren.

Dabei bestätigte sie die heutige Einteilung in drei Gruppen. Neben den Gruppen HRV-A und HRV-B wurde kürzlich eine Gruppe von HRV-C postuliert, die für Erkrankungen mit schweren grippeähnlichen Symptomen verantwortlich ist. Die Genforscher vermuten, dass es noch eine vierte Gruppe, HRV-D, gibt. Festlegen wollen sich aber noch nicht.

Mit etwa 7.000 Basenpaaren ist das Genom des einsträngigen RNA-Virus relativ klein. Es kodiert ein knappes Dutzend Proteine, die ausreichen, um sich in den Epithelzellen der Schleimhäute zu vermehren. Ein auffälliges Merkmal ist eine hypervariable Region im sogenannten 5’UTR-Abschnitt. Beim Poliovirus bestimmt eine ähnliche Region die Virulenz des Erregers, und die Forscher vermuten, dass es sich bei den Rhinoviren ähnlich verhält.

Die Aussichten auf einen Impfstoff, der eine Konstanz in der genetischen Information voraussetzt, wird durch die Entdeckung von nicht weniger als 800 Mutationen geschmälert, in denen sich die neueren Isolate von kaum ein Jahrzehnt älteren Isolaten unterscheiden.

Der Austausch von genetischem Material zwischen verschiedenen Virusstämmen, Rekombination genannt, scheint kein seltenes Ereignis zu sein, wenn ein Mensch zufällig mit zwei Schnupfenviren gleichzeitig infiziert ist. Und es steht zu befürchten, dass sich die Viren aufgrund dieser Fähigkeit relativ schnell dem Angriff eines Medikamentes entziehen würden.

Mehr © rme/ www.aerzteblatt.de ebenso weiterfuehrende Links

Donnerstag, 12. Februar 2009

Gene beeinflussen Bereitschaft zu riskanten Investitionen

Wie riskant ein Mensch mit Geld umgeht, ist offenbar auch eine Frage des Erbguts. In Experimenten mit Freiwilligen haben Forscher einen Zusammenhang zwischen dem Investitionsverhalten und Genen entdeckt, die den Haushalt von Botenstoffen im Gehirn beeinflussen.

Ist die weltweite Finanzkrise womöglich auch auf spezielle Genvarianten bei Investoren zurückzuführen? Dies legt eine Studie nahe, die Camelia Kuhnen und Joan Chiao von der Northwestern University in Evanston jetzt im Fachmagazin "PLoS ONE" veröffentlicht haben. Die Forscher untersuchten Freiwillige, die in einem Spiel Geld investieren sollten.

Sinkende Kurse: Risikobereitschaft im Erbgut programmiert?
Zu Beginn des Experiments erhielten die Teilnehmer jeweils 15 Dollar. Anhand eines Computerprogramms trafen sie nacheinander 96 Investitionsentscheidungen. Dabei hatten sie stets die Auswahl zwischen zwei Möglichkeiten: eine sichere Anlage mit niedrigem, aber garantiertem Ertrag und eine riskante Anlage mit höherem Ertrag und Verlustrisiko. Am Ende des Experiments bekamen die Teilnehmer den erwirtschafteten Betrag ausgezahlt - im Schnitt 25 Dollar.

Die Forscher sammelten außerdem Speichelproben von jedem Teilnehmer, isolierten daraus die DNA und hielten nach den Genen 5-HTTLPR und DRD4 Ausschau. 5-HTTLPR legt den Bauplan eines Proteins fest, das den Botenstoff Serotonin durch Zellwände schleust, DRD4 den Bauplan eines Rezeptors, der auf den Botenstoff Dopamin reagiert. Beide Gene kommen in verschiedenen Versionen vor, die unterschiedlich wirkungsvoll arbeiten.

Als die Forscher das genetische Profil der Teilnehmer mit deren Risikobereitschaft im Investitionsspiel verglichen, ergaben sich deutliche Zusammenhänge: Menschen mit einem effizienteren Serotonintransporter investierten ihr Geld 28 Prozent häufiger in riskante Anlagen. Ebenso gingen Menschen mit einer bestimmten DRD4-Variante 25 Prozent öfter das finanzielle Risiko ein.

Die Forscher glauben, dass es in Zukunft immer öfter gelingen wird, genetische Ursachen für komplexe Verhaltensmuster auszumachen - beispielsweise für Drogenabhängigkeit oder Spielsucht. Sie betonen aber zugleich, dass Erfahrungen und kultureller Hintergrund ebenfalls einen großen Einfluss haben.

- hda/ddp-

Gene begünstigen schwere Medikamentenallergien

Das Stevens-Johnson Syndrom und die toxische epidermale Nekrolyse, zwei der am meisten gefürchteten Nebenwirkungen von Medikamenten, haben eine genetische Komponenten. Dies ergaben Untersuchungen der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA.

Das Stevens-Johnson Syndrom (SJS) und die toxische epidermale Nekrolyse (TEN) gehören zu den allergischen Arzneimittelreaktionen. Beide manifestieren sich an der Haut und den Schleimhäuten.

Nach einem Ausschlag kommt es zur ausgedehnten Blasenbildung, bei der toxischen epidermalen Nekrolyse (manche Experten betrachten sie als Extremvarianten des Stevens-Johnson Syndrom) löst sich die Haut großflächig ab, was – wie bei Verbrennungen – mit einem hohen Risiko lebensgefährlicher Infektionen verbunden ist.

Beide Komplikationen erfordern das sofortige Absetzen der Medikamente. Tests, die diese Reaktion vorhersehbar machen, wären sicherlich ein wichtiger Beitrag zur Arzneimittel-sicherheit.

SJS und TEN waren deshalb das erste Projekt des International Serious Adverse Event Consortium (SAEC), das jetzt abgeschlossen wurde. Nach Auskunft der FDA wurden zahlreiche genetische Assoziationen gefunden. Worin diese bestehen, wurden jedoch nicht verraten. Eine Publikation soll im Verlauf des Jahres erfolgen.

© rme/www.aerzteblatt.de

FDA and International Serious Adverse Events Consortium Release First Data on Genetic Basis of Adverse Drug Events

The first data offering health care professionals a better look into the genetic basis of certain types of adverse drug events was released today by the FDA and the International Serious Adverse Event Consortium (SAEC). The data are focused on the genetics associated with drug-induced serious skin rashes, such as Stevens-Johnson syndrome and toxic epidermal necrolysis, and helps better predict an individual’s risk of developing these reactions.

Both skin conditions appear as allergic-like skin reactions associated with blistering and peeling, and are considered life-threatening. Medications causing these serious allergic reactions should be discontinued; and if such signs and symptoms are not quickly recognized, these reactions can be fatal.

“The SAEC has fulfilled a key goal of the Critical Path Initiative by providing the research community with public access to new genomic data on adverse drug events,” said Janet Woodcock, M.D., director, the FDA’s Center for Drug Evaluation and Research. “This consortium has taken a significant step forward by promoting open sharing of drug safety data. This type of cooperation has the potential to lead to more personalized approaches to medicine that can reduce a patient’s risk for experiencing an adverse drug event.”

The SAEC is a nonprofit partnership of pharmaceutical companies, the Wellcome Trust, and academic institutions focused on research relating to the genetics of drug-induced serious adverse events. The samples from the initial serious skin rash cases and matched controls were collected by GlaxoSmithKline plc, London, U.K., and donated to the consortium for this research.

By pooling these samples, the SAEC has identified numerous genetic associations that may contribute to an individual’s risk of developing serious drug-induced skin reactions. The data was compiled and analyzed just 16 months after the consortium was launched.

“We are pleased to be able to provide these invaluable data to the research community to both improve the productivity of drug development and to begin the critical process of developing validated biomarkers to forecast patients who may be at risk for drug-induced serious adverse events,” said Arthur Holden, founder and chairman of the SAEC. “We continue to believe the application of genomics to research the genetic basis of serious adverse events will prove to be one the most productive early applications of this technology.”

The consortium will publish its initial research results later this year.

Researchers who enter in to a data use agreement can obtain free access to the data to generate custom data inquiries and obtain immediate results on the genetic basis of adverse drug events.

For more information on the International Serious Adverse Event Consortium see www.saeconsortium.org.

For information on the FDA’s Critical Path Initiative see http://www.fda.gov/oc/initiatives/criticalpath/

Dienstag, 10. Februar 2009

Geplante Aufhebung der Gentechmais-Anbauverbote skandalös

Neuerlichem Versuch der Kommission klare Absage erteilen


"Das Vorhaben der EU-Kommission, Österreich zur Aufhebung der Anbauverbote für die beiden Gentechnik-Mais-Sorten MON 810 und T25 von Monsanto und Bayer zu zwingen, muss entschieden bekämpft werden", fordert der Landwirtschaftssprecher der Grünen Wolfgang Pirklhuber.

"Es ist an Ignoranz nicht zu überbieten, wie sich die Kommission über die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger, über kritische Expertenmeinungen und einstimmige Parlamentsbeschlüsse hinwegsetzt. Mit einer Scheibchentaktik hat sie zuerst die österreichischen Einfuhr- und Verkaufsverbote für die beiden Gentechnik-Konstrukte aufgehoben, jetzt will sie als Erfüllungsgehilfe der Gentechnikkonzerne auch den Anbau zulassen und die österreichischen Felder kontaminieren", zeigt sich Pirklhuber fassungslos.

Pirklhuber appelliert an Umweltminister Berlakovich, schon jetzt die Kooperation mit den anderen europäischen Umweltministern zu suchen und klare Mehrheiten zu finden, um diesen geplanten Anschlag auf die Gentechnikfreiheit der österreichischen Landwirtschaft zu verhindern.

"Der Anbau von Gentechnik-Sorten in Österreich wäre katastrophal für die kleinstrukturierte Landwirtschaft, den Biolandbau und die Qualitätsstandards in Österreich", betont Pirklhuber. Die Grünen, die seinerzeit mit Unterstützung aller anderen Fraktionen die Anbauverbote durchgesetzt haben, kündigen massiven Widerstand an.

"Noch vor der Sommerpause wurde im österreichischen Parlament ein einstimmiger Entschließungsantrag verabschiedet, in dem sich alle Fraktionen für eine gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion in Österreich aussprechen. Jetzt muss mit vereinten Kräften verhindert werden, dass der Anbau von Gentechniksorten in Österreich möglich wird", so Pirklhuber.


-apa, ots -

Erstes Medikament aus Ziegenmilch in den USA

Die US-amerikanische Arzneibehörde (FDA) hat gewissermaßen die Stalltür für eine neue Ära der Arzneimitteltherapie geöffnet. Eine Herde von 200 Ziegen soll künftig Medikamente herstellen, die Patienten mit angeborenem Antithrombinmangel vor tödlichen Thrombosen schützen soll. Weitere Produkte könnten folgen.

Die Europäische Zulassungsbehörde EMEA hat Atryn® zwar schon 2006 zugelassen, im letzten Jahr kam es auch in Deutschland auf den Markt. Der Umsatz ist jedoch bisher gering, was sich auch nach der US-Zulassung des Medikaments nicht ändern dürfte.

Denn eine Therapie mit Antithrombin alfa, dem Wirkstoff von Atryn, ist selten erforderlich. Zum einen ist der angeborene Antithrombinmangel nicht gerade häufig. Die FDA schätzt, dass bei einem von 5.000 Erwachsenen der Bildung des “Thrombin-Gegenspielers” aus genetischen Gründen herabgesetzt ist.

Dies bedingt eine gewisse Thromboseneigung. Der Pressemitteilung des Herstellers zufolge erleidet die Hälfte der Betroffenen vor dem 25. Lebensjahr eine Thrombose, bis zum 50. Lebensjahr sollen es sogar 85 Prozent sein.

Eine Therapie zur Prävention thromboembolischer Komplikationen wird (derzeit) jedoch nur in Hochrisikosituationen als indiziert angesehen. Das sind größere Operationen oder (nach der US-Zulassung) auch geburtshilfliche Eingriffe, wobei das Präparat für gewöhnlich mit Heparin kombiniert wird, was den Thromboseschutz verbessert.

Die Effektivität von Atryn wurde in einer relativ kleinen Studie an nur 31 Patienten mit angeborenem Antithrombinmangel untersucht, von denen 30 erfolgreich vor einer behandlungsbedürftigen Thrombose geschützt wurden – häufigste Nebenwirkung: Blutungen und Reaktionen an der Einstichstelle.

Die Besonderheit von Atryn ist die Tatsache, dass das rekombinante Protein nicht wie alle anderen gentechnischen Medikamente mithilfe von Bakterien oder Säugetierkulturen hergestellt wird, sondern aus der Milch von Ziegen gewonnen wird. Die Produktion erfolgt nicht in riesigen Tanks in einer sterilen Fabrik, sondern auf einer kleinen Farm im Massachusetts.

Die Forscher haben das Gen in befruchtete Eizellen eingebracht und diese dann von Leihmuttertieren austragen lassen. Seither ist es in allen Zellen der gentechnisch modifizierten Tiere vorhanden und später wird das Genprodukt mit der Milch ausgeschieden, in einer Menge von 10 Gramm pro Liter, wie es heißt. Ein Tier produziere in einem Jahr die gleiche Menge Antithrombin wie in 90.000 Blutkonserven enthalten sind.

Das sogennante Pharming bietet sich als eine kostengünstige Alternative zur derzeitigen Produktion an. Denn die Musterfarmen sind (im Prinzip) wesentlich kostengünstiger als die Fabriken. Steigt die Nachfrage an Medikamenten, kann die Produktion durch eine Vergrößerung der Herden jederzeit gesteigert werden (“Breed more if you need more”).

Da sich im Rahmen des Pharmings (im Prinzip) alle gentechnischen Medikamente herstellen lassen, wundert es, dass bisher nicht weitere Firmen ihr Interesse angekündigt haben. Beobachter erwarten, dass die Leitlinien, welche das Center for Veterinary Medicine der FDA im Januar 2009 festgelegt hat, hier einen gewissen Anreiz schaffen, da sie die Bedingungen festlegen.

Pharming, eine kleine Firma aus Leiden in den Niederlanden, will dem Vernehmen nach einen rekombinanten humanen C1-Inhibitor (zur Behandlung des hereditären Angioödems) mithilfe von Kaninchen herstellen. PharmAthene aus Annapolis in Maryland plant die Herstellung eines rekombinanten protektiven Antigens als Antidot nach Anthraxvergiftungen, der in Ziegen produziert werden soll. Auch diese Produkte würden nur eine kleine Indikationsnische bedienen.

Wesentlich größer wäre der Markt für die zahlreichen monoklonalen Antikörper, die in den letzten Jahren zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Krebsleiden auf den Markt kamen. Doch die großen Hersteller zeigen offenkundig wenig Interesse.

Ob ihnen dereinst Konkurrenz von Biosimilar-Anbietern erwachsen wird, die ihre Produkte durch Pharming kostengünstig auf den Markt bringen, lässt sich kaum vorhersagen. Zu bedenken ist jedenfalls, dass die hohen Kosten für die Entwicklung der Medikamente weniger auf die Biotechnologie als auf die klinische Entwicklung zurückzuführen sind.

Das Pharming könnte mit eigenen Risiken verbunden sein. Diese dürften weniger in der Gefahr liegen, dass einige Tiere in die Wildnis entkommen und die therapeutischen Gene sich in der Umwelt ausbreiten. Wesentlich unangenehmer könnte ein Szenario werden, wenn die Produktion von für den Menschen lebenswichtigen Medikamenten ausfällt, weil die Tiere wegen einer Erkrankung keine Milch mehr geben.


© rme/aerzteblatt.de / FDA

Neue Gene erklären den Herzinfarkt

Die bei manchen Herzinfarkt-Patienten beobachtete positive Familienanamnese kann vielfältige genetische Ursachen haben, die mit drei Genen in Verbindung stehen, wie eine Publikation in Nature Genetics zeigt – mit neuen Einsichten in die Pathogenese, aber wenig Aussichten auf einen auf breiter Ebene anwendbaren Gentest.

Neben den „traditionellen“ Risikofaktoren wie Alter, arterielle Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus, Rauchen und Übergewicht gibt es auch eine genetische Prädisposition auf den Herzinfarkt. Sie ist häufig bei Patienten vorhanden, die in relativ jungem Alter (Männer unter 50, Frauen unter 60 Jahre) erkranken und bei denen häufig mehrere Familienmitglieder betroffen sind.

Die dafür verantwortlichen Gene versuchen Genforscher in sogenannten genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) aufzuspüren. Dabei werden die Gene von betroffenen Personen, hier Menschen mit frühem Herzinfarkt, und Gesunden verglichen.

Die Suche konzentriert sich auf eine steigende Zahl von bekannten Einzelnukleotid-Polymorphismen (single nucleotide polymorphism, SNP), deren Varianten sich manchmal bestimmten Krankheiten zuordnen lassen.

Eine erste Variante (PCSK9) wurde bereits 2003 entdeckt. Das Gen spielt eine Rolle im Cholesterinstoffwechsel. Mutationen gehen mit einer familiären Hypercholesterinämie einher. Eine Reihe weiterer Risikogene wurde vor zwei Jahren von einem internationalen Forscherteam um Heribert Schunkert von der Universität Lübeck beschrieben (NEJM 2007; 357: 443-53).

Die jüngste Studie des Myocardial Infarction Genetics Consortium steigert die Zahl der Herzinfarktgene auf neun, darunter drei bisher nicht bekannte Gene auf den Chromosomen 2, 6 und 21 (Nature Genetics 2009; doi:10.1038/ng.327). Für die aktuelle Untersuchung hatte die Gruppe um Sekar Kathiresan vom Massachusetts General Hospital in Boston die Gene von 26.000 Patienten aus zehn Ländern analysieren lassen.

Sie hatte dabei nicht nur nach SNP, sondern auch nach sogenannten CNVs gesucht. Das sind Veränderungen in der Zahl der Kopien (copy number variants, CNV), in der einzelne Gene auf dem Chromosom vorhanden sind.

Frühere Untersuchungen hatten Unterschiede in den CNV mit anderen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Als Auslöser eines Herzinfarktes kommen CNV, zumindest nach der aktuellen Studie, jedoch nicht infrage.

Dagegen scheinen Kombinationen aus benachbarten SNP eine Rolle zu spielen. Einen solchen „Cluster“ haben David-Alexandre Trégouët vom französischen Forschungsinstitut INSERM in Paris und Mitarbeiter auf dem Chromosom 6 identifiziert. Dort ist das LPA-Gen lokalisiert.

Es reguliert die Konzentration des Lipoproteins (a) im Blut. Das ist eines der Transportmoleküle für das Cholesterin und als solches ein unabhängiger Risikofaktor für den Herzinfarkt (Nature Genetics 2009; doi:10.1038/ng.314).

Zwei weitere Risikogene hat die Gruppe um Jeanette Erdmann von der Universität Lübeck entdeckt (Nature Genetics 2009; doi: 10.1038/ng.307n press). Es handelt sich zum einen um eine Variante im MRAS-Gen auf dem Chromosom 3, das möglicherweise eine Rolle in der Gefäßbiologie spielt. Das HNF1A-Gen auf dem Chromosom 12 soll dagegen eine enge Beziehung zum Cholesterinstoffwechsel haben.

Die entdeckten Gene bieten in erster Linie neue Einblicke in die Pathogenese des Herzinfarkts beziehungsweise sie bestätigen die bekannten Risikokonstellationen. Dies könnte möglicherweise zum Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Medikamente werden.
Als Grundlage für einen Gentest zur Bestimmung des individuellen Krankheitsrisikos dürften sie nur in begründeten Ausnahmefällen infrage kommen, wie Erdmann in einem Video zur früheren Publikation ausführt.

Sie erwähnt das Beispiel einer jüngeren Patientin mit häufigen Herzinfarkten junger Menschen im Stammbaum. Für ein allgemeines Bevölkerungsscreening gebe es derzeit keinen Anlass, sagte die Expertin damals, woran sich auch jetzt nichts ändern dürfte.

© rme/aerzteblatt.de


» Abstract der Studie des Myocardial Infarction Genetics Consortiums http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/abs/ng.327.html

» Abstract der Studie Trégouët et al. http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/abs/ng.314.html

» Abstract der Studie Erdmann et al. http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/abs/ng.307.html

» Pressemitteilung des Massachusetts General Hospital http://www.eurekalert.org/pub_releases/2009-02/mgh-isi020509.php

» Pressemitteilung der Universität Lübeck http://idw-online.de/pages/de/news299766

» Pressevideo des Cardiogenics Project (zu einer früheren Publikation) http://www.cardiogenics.eu/web/press.html

Dienstag, 3. Februar 2009

Europäische Wissenschaftler bestätigen Langlebigkeitsgen

Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) haben bestätigt, dass die Lebenserwartung des Menschen auch von genetischen Faktoren abhängt.

Rund 400 DNA-Proben von hundertjährigen Deutschen hatten ergeben, dass diese im Vergleich zu Jüngeren häufig eine Variation in dem Gen FOXO3A aufwiesen.

Bereits im September 2008 hatte ein amerikanisches Forscherteam eine Studie veröffentlicht, die eine Anreicherung dieser Genvariation bei langlebigen Amerikanern mit japanischer Herkunft (95 Jahre und älter) vorschlug.

„Solch ein Ergebnis hat jedoch nur wissenschaftlichen Wert, wenn es in einer unabhängigen Studienpopulation bestätigt wird“, erklärt Almut Nebel, wissenschaftliche Leiterin der Kieler Forschungsgruppe „Gesundes Altern“.

Für den Zusammenhang zwischen FOXO3A und Langlebigkeit habe man jetzt alle Zweifel ausgeräumten können. Auch französische Wissenschaftler in Paris waren zu diesem Schluss gekommen. „Dieser Befund ist von besonderer Bedeutung, da Japaner und Europäer genetisch relativ unterschiedlich sind. Jetzt können wir davon ausgehen, dass dieses Gen für das Erreichen eines hohen Alters wahrscheinlich weltweit eine Rolle spielt“, so Nebel.

FOXO3A ist für die genetische Altersforschung von großem Interesse, seit es in den 90er-Jahren in Wurm und Fliege als altersrelevant beschrieben wurde. Aufgrund dieser Erkenntnisse beschäftigt sich die Kieler Forschungsgruppe am Institut für Klinische Molekularbiologie schon seit längerem mit den menschlichen Varianten des Gens.

Die Studie erscheint in dieser Woche online im Wissenschaftsjournal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences USA). © sc/

www.aerzteblatt.de

Cambridge Cognition Welcomes the Launch of the First National Dementia Strategy

UK Strategy Underlines the Importance of Early Detection in the Care of Dementia and Alzheimer's Patients

Cambridge Cognition Ltd, developers of a clinical diagnostic product that provides early warning of neurodegenerative conditions including Alzheimer's, welcomes the launch of the National Dementia Strategy. The strategy, unveiled yesterday by Health Secretary, Alan Johnson and Phil Hope, the Care Services Minister, focuses on three key themes: improving public and professional awareness; early diagnosis and intervention; and improving quality of care.

The development of the strategy comes in response to growing concerns over the lack of effective diagnosis and treatment for dementia, a condition suffered by approximately 700,000 Britons, most of whom have Alzheimer's disease.

Current dementia assessment techniques are subjective and time consuming, representing a considerable drain on both financial and human resources. By contrast, Cambridge Cognition's CANTAB(R), the world's leading cognitive testing product for the diagnosis and assessment of important mental health diseases including Alzheimer's disease, is a highly sensitive, objective and cost-effective technology.

Developed at the University of Cambridge, Cambridge Cognition's Paired Associate Learning (PAL) test is widely recognised as being the leading technology for detecting the clinical signs of early stage dementia and Mild Cognitive Impairment, as well as accurately differentiating between demented and healthy patients and those suffering from depression.

Dr Andrew Blackwell, Chief Scientific Officer of Cambridge Cognition, commented: "The devices and tests developed by Cambridge Cognition will assist clinicians in the challenging task of differentiating patients with the early signs of dementia from the 'worried well'. This technology will significantly improve clinical outcomes for older adults experiencing memory problems."

Ian Harris, CEO of Cambridge Cognition, said: "We are delighted with the launch of this strategy, which should make an incredible difference to the lives of people with AD and other forms of dementia. Early detection of dementia is vital to improving the quality of patient care and we look forward to playing a leading role in these important health reforms."



About Cambridge Cognition Ltd.

Cambridge Cognition develops and markets CANTAB(R), the world's leading cognitive testing product for the diagnosis and assessment of important mental health diseases including Alzheimer's, Depression, Schizophrenia and ADHD. The computerised neuropsychological tests in CANTAB(R) are outstandingly sensitive and extensively validated, with a bibliography of over 600 peer-reviewed journal papers. Based in Cambridge, England, and Cambridge, Massachusetts, Cambridge Cognition Ltd supplies its products and services to the pharmaceutical industry and academic researchers across the globe.


-dpa-

Montag, 2. Februar 2009

Gentherapie bei SCID Bei angeborener Immunschwäche ein langfristiger Erfolg

Die Langzeitergebnisse einer Gentherapie bei der angeborenen Immunschwächekrankheit SCID sind ausgezeichnet, wenn die Ursache ein Adenosin-Deaminase-Mangel ist. Im Gegensatz zur X-chromosomalen SCID, wo es zu mehreren Todesfällen kam, leben alle zehn Patienten, wie ein Bericht im New England Journal of Medicine (2009; 360:447-458) zeigt.

SCID (für severe combined immunodeficiency) ist eine Sammelbezeichnung für eine Reihe angeborener Erkrankungen mit einem schweren kombinierten Immundefekt, der unbehandelt in der Regel rasch tödlich endet.

Die beste Therapie besteht in einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation, die aber nur dann eine sichere Heilungschance bietet, wenn der Spender, in der Regel ein Geschwisterkind, HLA-identisch ist.

Wesentlich riskanter ist die Spende von einem HLA-fremden Spender, die wegen der starken Abstoßungsreaktionen oder einem Fehlschlagen des Transplantates zum Tod führen kann. Für diese Patienten wurde die Gentherapie erdacht, die bei der SCID “technisch” einfach durchführbar ist.

Es müssen lediglich Stammzellen aus dem Knochenmark gewonnen und mittels Viren mit einer korrekten Version des defekten Gens ausgestattet werden. Diese Therapie war Ende des letzten Jahrzehnts ausgereift, dass erste Patienten behandelt wurden.

Am Hôpital Necker in Paris wurden seit 2000 Kinder mit X-chromosomaler SCID gentherapiert. Die Studie wurde drei Jahre später unterbrochen, nachdem mehrere Kinder an einer Leukämie erkrankt waren. Bei ihnen hatte sich das durch die Viren importierte Gen an einer falschen Stelle ins Genom eingefügt.

Der „Promoter“, der die Produktion des neuen Gens stimulieren sollte, regte auch die Bildung von benachbarten Proto-Onkogenen an. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen insertionalen Onkogenese war nicht gering: 5 der 20 bisher behandelten Kinder entwickelten 2 bis 5 Jahre nach der Gentherapie ein lymphoproliferatives Syndrom, an dem eines von ihnen starb.

Dennoch raten die Editorialisten Donald Kohn von der Universität Los Angeles und Fabio Candotti vom US-National Human Genome Research Institute in Bethesda/Maryland dazu, die Situation nüchtern zu betrachten (NEJM 2009; 360: 518-521). Nicht nur, weil für viele betroffene Kinder die Transplantation mit Stammzellen (sofern kein geeigneter HLA-identischer Spender zur Verfügung steht) mindestens genau so riskant ist wie die Gentherapie.

Der zweite Grund zum Optimismus sei die Tatsache, dass die Langzeitergebnisse bei einer weiteren Variante der SCID günstig sind und bisher nicht von Krebserkrankungen überschattet wurden.

Alle zehn Kinder, die zwischen 2000 und 2006 von einer israelisch-italienischen Arbeitsgruppe um Maria-Grazie Roncarolo vom San Raffaele Telethon Institute for Gene Therapy in Mailand behandelt wurden, haben überlebt. Bei neun Kindern hat die Gentherapie das Immunsystem wieder hergestellt, acht kommen ohne weitere Therapien aus (2009; 360: 447-458).

Bei den Kindern bestand ein Gendefekt für das Enzym Adenosin-Deaminase. Es kommt zur Anhäufung toxischer Stoffwechselschlacken und zur SCID, die wie bei der X-SCID nur für die glücklichen Kinder heilbar ist, die einen HLA-identischen Spender haben. Eine Therapie mit boviner Adenosin-Deaminase ist selten befriedigend.

Warum es bei der SCID infolge Adenosin-Deaminase-Mangels bisher nie zur Leukämie kam, ist nicht ganz klar, zumal die Methoden zum Gentransfer sehr ähnlich waren. Die Ergebnisse sind jedoch eine Motivation für eine Fortsetzung der Therapie.

Die Editorialisten stellen gleich sechs derzeit untersuchte Möglichkeiten vor, um durch eingebaute Sicherungen zu verhindern, dass die Promotoren wie bei den Patienten in Paris außer Kontrolle geraten.

© rme/www.aerzteblatt.de


Abstract der Studie


San Raffaele Stiftung

Samstag, 31. Januar 2009

Europaweite Mindeststandards bei Gendiagnostik gefordert

Die CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament hat europaweite Mindeststandards in der Gendiagnostik gefordert. „Es gibt hier Probleme, die wir auf europäischer Ebene angehen müssen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende, der CDU-Abgeordnete Peter Liese, am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Dazu zählten die

Festlegung von Qualitätsstandards für die Tests und eine vorhergehende Beratungspflicht. Derzeit ist in Deutschland ein Gendiagnostikgesetz in der Erarbeitung, die abschließende Zweite und Dritte Lesung des Bundestages steht in einigen Wochen an.

www.aerzteblatt.de



Gesetzentwurf der Bundesregierung: Entwurf eines Gesetzes über genetische Untersuchungen bei Menschen (Gendiagnostikgesetz - GenDG), BT-Drucksache 16/10532, 13.10.2008 http://www.aerzteblatt.de/v4/plus/down.asp?typ=PDF&id=3113

Gen der Rolando-Epilepsie entdeckt

Die Rolando-Epilepsie, die häufigste Form der Epilepsie im Kindesalter, ist vermutlich Folge einer allgemeinen Entwicklungsstörung des Gehirns. Diesen Schluss legen die Ergebnisse einer internationalen Forschergruppe im European Journal of Human Genetics (2009; doi: 10.1038/ejhg.2008.267) nahe.

Die Rolando-Epilepsie beginnt im Alter von 3 bis 12 Jahren. Die Anfälle setzen typischerweise am Morgen kurz nach dem Aufwachen ein. Die Kinder klagen über eine Parästhesie der Lippe, der Zunge und des Gaumens. Es kommt zu einem perioralen Zucken und einem Verziehen der Lippen und Wangen. Im Anfall können die Kinder nicht schlucken oder sprechen. Es kommt zu starkem Speichelfluss.

Die Rolando-Epilepsie ist in aller Regel gutartig. Im Alter von 12 bis 14 Jahren sind praktisch alle Betroffenen mit und ohne Therapie anfallsfrei. Typisch für die Erkrankung sind zentrotemporale Spikes im EEG.

Wie viele andere Anfallsleiden hat die Rolando-Epilepsie eine starke genetische Komponente, was die Gruppe um Deb Pal von der Columbia Universität in New York zu einer sogenannten genomweiten Linkage-Studie veranlasste, welche zur Entdeckung eines Genorts auf dem Chromosom 11p13 führte.

Dort ist das Gen für den Elongator Protein Complex 4 (ELP4) lokalisiert. ELP4 gehört zu einer Gruppe von übergeordneten Genen, die das Ablesen anderer Gene beeinflussen (transcription regulator). Es wurde selbst noch nicht mit Erkrankungen beim Menschen in Verbindung gebracht, aber eine Reihe der untergeordneten Gene sind als mögliche Ursache von Epilepsien bekannt.

Die Assoziation mit ELP4 ist dennoch eine Überraschung. Eigentlich hatten die Forscher erwartet, auf ein Gen zu stoßen, das die Funktion eines bestimmten Ionenkanals stört, denn hierin wird gemeinhin die Ursache von Epilepsien vermutet.

Die jetzige Entdeckung zeigt, dass die Rolando-Epilepsie keine Erkrankung eines Ionenkanals ist, sondern eher eine Störung der neuronalen Verknüpfungen.

Dies könnte erklären, warum sich die Erkrankung bei den meisten Kindern auswächst. Wenn die Ergebnisse von anderen Studiengruppen bestätigt werden sollten, wird man im nächsten Schritt untersuchen, ob Kinder mit anderen verwandten Entwicklungsstörungen ähnliche genetische Störung haben.

Zu den Störungen gehören die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Sprachdyspraxien und entwicklungsbedingte Koordinationsstörungen. Bei diesen Kindern findet man häufig die gleichen EEG-Veränderungen wie bei der Rolando-Epilepsie und der Nachweis der gleichen Gendefekte würde natürlich die Vermutung verstärken, dass es sich um verwandte Erkrankungen handelt

www.aerzteblatt.de


Abstract der Studie http://www.nature.com/ejhg/journal/vaop/ncurrent/abs/ejhg2008267a.html

Pressemitteilung der Columbia Universität http://www.cumc.columbia.edu/news/press_releases/090128_RolandicEpilepsy.html

DÄ-Artikel Epilepsie im Kindes- und Jugendalter http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=suche&id=59870

Donnerstag, 29. Januar 2009

Gen erhöht Komplikationsrisiko nach Bypass-Operation

Patienten mit einer häufigen Genvariante müssen nach Bypassoperation länger auf der Intensivstation betreut werden. Dies berichten kanadische Forscher in Critical Care (Onlineausgabe).

Die Genvariante beeinflusst die Konzentration des Interleukins 18 (IL-18), dem Experten einen wesentlichen Einfluss auf Entzündungsreaktion nach Operationen zuschreiben. Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass hohe IL-18-Konzentrationen häufig mit einem komplizierten postoperativen Verlauf verbunden sind.

Keith Walley von der Universität von British Columbia in Vancouver führt dies nun auf eine Punktmutation im IL18-Gen zurück. Träger des sogenannten TT-Genotyps im 9545 T/G Polymorphismus mussten dreimal häufiger länger als drei Tage auf der Intensivstation verbringen als Patienten mit den anderen Varianten TG oder GG.

Walley vermutet, dass der TT-Genotyp die Expression von IL-18 steigert und damit die post-operative Entzündungsreaktion verstärkt. Eine klinische Relevanz ergibt sich aus der Tatsache, dass 58 Prozent der untersuchten Patienten Träger TT-Genotyps waren, der damit eher die Regel, denn die Ausnahme ist.

© rme/aerzteblatt.de


PDF der Studie http://ccforum.com/imedia/2945597102206208_article.pdf

Dienstag, 20. Januar 2009

Genvarianten: Indisches Herzschwäche-Gen gefunden

Einer von 25 Menschen im indischen Subkontinent ist Träger einer Genvariante, die in einem von fünf Fällen im späten Erwachsenenalter zum Herzversagen führt. Dies berichtet eine internationale Forschergruppe in Nature Genetics (2009; doi: 10.1038/ng.309).

Das Gen enthält die Information für das cardiac myosin binding protein C (MYBPC3). Es ist Bestandteil des Sarkomers, also des Kontraktionsapparats der Muskulatur. Die Mutation führt zum Ausfall von 25 Buchstaben des genetischen Codes.

Die Gruppe um Perundurai Dhandapany von der Madurai Kamaraj University in Madurai (im südindischen Staat Tamil Nadu) schätzt, dass die Deletion etwa 30.000 Jahre alt ist. Sie ist demnach älter als das kulturelle Kastensystem und deshalb über alle sozialen Grenzen hinaus in allen Stämmen und bei den Anhängern unterschiedlicher Religionen, die in Indien sehr auf eine Segregation achten, vertreten. Die hohe Prävalenz von 4 Prozent erklären die Forscher mit der Tatsache, dass die Kardiomyopathie sich erst im späten Erwachsenenalter manifestiert und deshalb keiner negativen Selektion ausgesetzt ist.

Träger des Gens haben ein siebenfach erhöhtes Risiko auf eine Kardiomyopathie. Das Lebenszeitrisiko wird mit 25 Prozent angegeben. Dies und die sehr hohe Verbreitung des Gens machen nach Ansicht der British Heart Foundation ein Screening unter den Briten südasiatischer Herkunft (neben Indien gehört dazu auch Pakistan und Sri Lanka) durchaus diskutabel. Es gebe aber derzeit noch keine Idee, wie den auf diese Weise entdeckten Personen geholfen werden könnte, erklärte ein Sprecher der Fachgesellschaft britischer Kardiologen.

© rme/aerzteblatt.de mehr unter www.aerzteblatt.de

Donnerstag, 15. Januar 2009

Schmerz-Gen reguliert Gedächtnis und Gehirnalterung

Das Gen DREAM, das wesentlich an der Schmerzverarbeitung beteiligt ist, scheint auch großen Einfluss auf Lernen und Gedächtnis zu haben.

Dies fanden Forscher in Wien und Sevilla durch Studien an Mäusen heraus. Die neuen Erkenntnisse könnten helfen, die Entstehung der Alzheimer-Erkrankung zu erklären, und neue Ansatzpunkte für deren Therapie liefern.

Mit der Identifizierung des DREAM-Gens gelang einem Team der Universität Toronto im Jahr 2002 ein großer Wurf. Das entsprechende Protein, das durch Kalzium reguliert wird, erfüllt eine Schlüsselfunktion bei der Wahrnehmung der unterschiedlichsten Arten von Schmerz. Mäuse, denen das Gen fehlt, lassen deutlich eine stark reduzierte Schmerzempfindlichkeit erkennen, während sie ansonsten völlig normal erscheinen.

Die Forschungsarbeiten wurden im Labor von Josef Penninger durchgeführt, der heute das Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IMBA) in Wien leitet. Die Publikation, in der die Schmerzausschaltung bei Mäusen beschrieben wurde, erregte entsprechend großes Aufsehen (Cell 108 vom 11.1.2002). DREAM wurde in der Folge als "Master-Gen" der Schmerzwahrnehmung bezeichnet.

Ein Team um den Neurobiologen Ángel Manuel Carrión von der Universität Pablo de Olivade (Sevilla) nahm die DREAM-losen Mäuse nun genauer unter die Lupe. In Zusammenarbeit mit Josef Penninger wurden die Tiere zahlreichen neurologischen Tests unterzogen, in denen ihre Merkfähigkeit und Lernwilligkeit analysiert wurden. Das Ergebnis: ohne DREAM-Protein lernen Mäuse schneller und behalten Information länger. Und, besonders faszinierend: das Gehirn 18 Monate "alter" Mäuse erwies sich als ebenso leistungsfähig wie das von vergleichsweise jungen Tieren.

DREAM entpuppt sich damit als wichtiger Kandidat bei der Entstehung der Altersdemenz. Ein Zusammenhang mit der Entstehung von Morbus Alzheimer ist nicht unwahrscheinlich. Bereits Mitte 2008 wurden Studien veröffentlicht, die eine Entgleisung der Kalziumregulation als eigentliche Ursache der Alzheimer-Erkrankung nahe legen. Die bekannten Ansammlungen von Amyloid-Protein wären demnach ebenfalls als Folge des abnormen Kalziumstoffwechsels der Gehirnzellen zu interpretieren.

Auch das DREAM-Gen ist in seiner Aktivität von Kalzium abhängig.

Hier scheint sich also ein Kreis zu schließen, in dem DREAM eine Schlüsselposition einnimmt und über die Kalzium-Balance sowohl Schmerzwahrnehmung als auch Gedächtnisleistung und Gehirnalterung beeinflusst. Auf diesen Zusammenhang deuten auch Erfahrungen mit Schmerzpatienten hin, deren Merkfähigkeit deutlich reduziert ist.

"Die Ergebnisse dieser Studie sind überraschend und faszinierend", kommentiert Josef Penninger die Entdeckung. "Dass ein und dasselbe Gen Schmerz, Lernen und Altersmerkfähigkeit reguliert, ist von besonderem Interesse, da Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen leben müssen."

Die Arbeit "Lack of DREAM protein enhances learning and memory and slows brain aging" (Fontán-Lozano et al.) ist in der aktuellen Ausgabe des Journals Current Biology nachzulesen (Curr. Biol. 2009 Jan. 13, pp. 54-60).

IMBA

Das IMBA - Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften kombiniert Grundlagen-und angewandte Forschung auf dem Gebiet der Biomedizin. Interdisziplinär zusammengesetzte Forschergruppen bearbeiten funktionsgenetische Fragen, besonders in Zusammenhang mit der Krankheitsentstehung. Ziel ist es, das erworbene Wissen in die Entwicklung innovativer Ansätze zur Prävention, Diagnose und Therapie von Krankheiten einzubringen.

IMP- IMBA Research Center

Zwischen dem Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP), das 1988 von Boehringer Ingelheim gegründet wurde, und dem seit 2003 operativen Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IMBA) wurde eine enge Forschungskooperation vereinbart. Unter dem Namen "IMP-IMBA Research Center" greifen die beiden Institute auf eine gemeinsame Infrastruktur im wissenschaftlichen und administrativen Bereich zu. Die beiden Institute beschäftigen insgesamt etwa 400 Mitarbeiter aus 30 Nationen und sind Mitglied des Campus Vienna Biocenter.

Prof. Josef Penninger

Link: http://www.imba.oeaw.ac.at/research/josef-penninger/