Montag, 23. März 2009

Risikogene für den plötzlichen Herztod

Mindestens zehn Gene beeinflussen die Länge des QT-Intervalls im Elektrokardiogramm (EKG) und damit das Risiko auf einen plötzlichen Herztod. Dies ergaben zwei genomweite Assoziationsstudien in Nature Genetics (2009; doi: 10.1038/ng.362 und ng.364).

Es ist bekannt, dass Verlängerungen oder auch Verkürzungen des QT-Intervals im EKG das Risiko auf ventrikuläre Arrhythmien und einen plötzlichen Herztod deutlich erhöhen. Bekannt war auch, dass die Variationen im QT-Interval teilweise genetisch bedingt sind. Es lag deshalb nahe, in genomweiten Assoziationsstudien nach den verantwortlichen Genvarianten zu suchen.

Auf diese Weise war die amerikanisch-deutsche Arbeitsgruppe um Aravinda Chakravarti, damals noch an der Johns Hopkins Universität Baltimore, heute an Universität von Michigan in Ann Arbor, und Arne Pfeufer vom Helmholtz Zentrum in München bereits vor drei Jahren (Nature Genetics 2006; 38: 644-651) auf eine Variante im Gen „NOS1AP“ gestoßen, welche die Repolarisierung im Erregungsleitungssystem des Herzens beeinflusst. „NOS1AP“ erklärt jedoch nur etwa 1,5 Prozent der Unterschiede im QT-Interval, sodass es weitere Genvarianten geben muss.

Im Rahmen ihres Forschungskonsortiums „QTSCD“ haben Chakravarti und Pfeufer deshalb die EKGs und die Genomdaten von 15.000 Personen aus Deutschland, Italien und den USA verglichen, was zur Entdeckung von neun weiteren Genvarianten geführt hat. Vier liegen in der Nähe der Auslöser eines bekannten monogenen long-QT-Syndroms, was einen biologischen Zusammenhang sehr wahrscheinlich macht, zwei weitere befinden sich in der Nähe von Genen, welche die Elektrophysiologie des Herzens beeinflussen, sodass sie ebenfalls keine Zufallstreffer sein dürften. Nur bei den restlichen drei Genen können die Forscher derzeit die pathophysiologischen Zusammenhänge noch nicht erklären.

Die Validität der Studienergebnisse wird dadurch gesteigert, dass ein zweites Wissenschaftskonsortium, das QTGEN, zu nahezu identischen Resultaten gelangt ist. In weiteren Studien wollen die Forscher nun untersuchen, welche Auswirkungen ein positives Testergebnis für den einzelnen Patienten hat.

Gentests könnten auch für die Arzneimitteltherapie interessant sein, da eine Reihe von Medikamenten den QT-Intervall verlängern. Genetische Untersuchungen könnten hier künftig klären, welche Patienten ein Arzneimittel gefahrlos einnehmen können und bei welchen es kontraindiziert wäre.

© rme/aerzteblatt.de