US-Forscher haben die Gensequenz aller 99 bekannten Rhinoviren entschlüsselt, den häufigsten Erregern gewöhnlicher Erkältungserkrankungen. Ihre Publikation in Science (2009; doi: 10.1126/science.1165557) stellt ein äußerst mutationsfreudiges Virus vor, was aber keine guten Voraussetzungen für die Entwicklung von Medikamenten oder Impfstoffen schafft.
Humane Rhinoviren (HRV) gehören zur Familie der Picornaviridae. Sie sind keineswegs nur für banale Erkältungen mit laufender Nase (Rhinitis) verantwortlich. Rhinoviren können auch Infektionen der tieferen Atemwege auslösen oder einen Asthmaanfall oder die Exazerbation einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) triggern.
Es war bekannt, dass Rhinoviren eine genetisch sehr heterogene Gruppe bilden, weshalb sich die Gruppe um Stephen Liggett von der Universität von Maryland entschloss, das Genom sämtlicher 99 bekannter Serotypen zu sequenzieren.
Dabei bestätigte sie die heutige Einteilung in drei Gruppen. Neben den Gruppen HRV-A und HRV-B wurde kürzlich eine Gruppe von HRV-C postuliert, die für Erkrankungen mit schweren grippeähnlichen Symptomen verantwortlich ist. Die Genforscher vermuten, dass es noch eine vierte Gruppe, HRV-D, gibt. Festlegen wollen sich aber noch nicht.
Mit etwa 7.000 Basenpaaren ist das Genom des einsträngigen RNA-Virus relativ klein. Es kodiert ein knappes Dutzend Proteine, die ausreichen, um sich in den Epithelzellen der Schleimhäute zu vermehren. Ein auffälliges Merkmal ist eine hypervariable Region im sogenannten 5’UTR-Abschnitt. Beim Poliovirus bestimmt eine ähnliche Region die Virulenz des Erregers, und die Forscher vermuten, dass es sich bei den Rhinoviren ähnlich verhält.
Die Aussichten auf einen Impfstoff, der eine Konstanz in der genetischen Information voraussetzt, wird durch die Entdeckung von nicht weniger als 800 Mutationen geschmälert, in denen sich die neueren Isolate von kaum ein Jahrzehnt älteren Isolaten unterscheiden.
Der Austausch von genetischem Material zwischen verschiedenen Virusstämmen, Rekombination genannt, scheint kein seltenes Ereignis zu sein, wenn ein Mensch zufällig mit zwei Schnupfenviren gleichzeitig infiziert ist. Und es steht zu befürchten, dass sich die Viren aufgrund dieser Fähigkeit relativ schnell dem Angriff eines Medikamentes entziehen würden.
Mehr © rme/ www.aerzteblatt.de ebenso weiterfuehrende Links
Neuer Enzym-Mix tötet gefährliche Bakterien
-
*RPI-Forscher aus den USA entwickeln Verfahren, gegen das sich keine
Resistenzen mehr bilden *
*Krankheitserregende Bakterien werden mit neuem Enzym bekä...
vor 5 Jahren
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen